DAS HORBER LOTZER-JAHR 2025
Was Sie schon immer über Sebastian Lotzer von Horb
wissen wollten


Gustav Bossert
1841 - 1925
Der evangelische Pfarrer und Kirchenhistoriker Gustav Bossert berichtet in seinem Beitrag "Lotzer, Sebastian" (Allgemeine Deutsche Biographie 52, 1906), dass die Familie Lotzer ur-sprünglich Laitzer nach dem Dorf Laiz bei Sigmaringen hieß und erst im 15. Jahrhundert nach Horb am Neckar gezogen sein dürfte.
Die Lotzer von Horb zählten jedoch mit zu den ältesten und zum Teil auch zu den vermögenden Familien der Neckarstadt. Unter hohenbergischer Herrschaft wurde 1345 erstmals ein Berthold Lotzer erwähnt.
Sebastian Lotzer d. J. von Horb, * um 1490 - + ???


Horb am Neckar ein Gravitationszentrum
der literarischen Reformation in Schwaben
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Die Lotzer von Horb
Die Flugschriften des Sebastian Lotzer von Horb
Die Zwölf Artikel und die Memminger Bundesordnung

Stadtarchiv Memmingen

Stadtmuseum Horb
Horb im Bauernkrieg
Das von dem Bildhauer Markus Wolf geschaffene Sebastian-Lotzer-Denkmal wurde 2006 auf Initiative des Kultur- und Museumsvereins Horb a.N. e.V. mit Unterstützung des Historikers und Schriftstellers Dr. Gerhard Raff und des Sponsors Dietrich Aldinger erstellt.

Glosse über eine Horber Provinzposse

Um Sebastian Lotzer ein lebendiges und leicht zugängliches Denkmal zu setzen, hat die Stadt Horb am Neckar zum Jubiläum "Lotzer-Jahr 2025 - Horb feiert 500 Jahre Lotzers Erbe" den im Mittelpunkt des Lotzer-Festjahres stehenden Video-Podcast „Für Freiheit & Gerechtigkeit. Sebastian Lotzers Erbe.“
produziert:
https://www.horb.de/Lotzer-Jahr-2025
- Die Stadt nimmt das Jubiläum zum Anlass, die historischen Forderungen von Freiheit und Gerechtigkeit neu zu beleuchten: War es im Jahr 1525 der Buchdruck, der Lotzers Zwölf Artikel weit verbreitete, so sind es heute Wort und Bild des Videopodcasts, die seine Ideen in die Gegenwart tragen.
- In zwölf Folgen, die im zweiwöchentlichen Rhythmus auf dem YouTube-Kanal der Stadt Horb a. N. veröffentlicht werden, erweckt der Podcast die historischen Forderungen von Freiheit und Gerechtigkeit zu neuem Leben.
- Jede Episode widmet sich einem der Artikel und lässt eine aktuelle Stimme aus Horb zu Wort kommen – ein Brückenschlag zwischen Geschichte und Gegenwart.
Fürstabt Martin Gerberts Vision von einem habsburgischen Memorialort gab es schon im Bauernkrieg.
Projekt Sebastian Lotzer –
eine Spurensuche
Klasse 10 a
Martin-Gerbert-Gymnasium Horb am Neckar
Bauernkriegsgeschichte in Graphic Novels
Sebastian Lotzer von Horb
Ulrich Schmid von Sulmingen


Landesmuseum Württemberg, KI-generiert mit Midjourney (Public Domain Mark 1.0)
Landesmuseum Württemberg, KI-generiert mit Midjourney (Public Domain Mark 1.0)

Martin Luther
Mit seinen 95 Thesen von 1517 setzte Luther die Reformation in Deutschland in Gang - eine Bewegung, die auch im Herzogtum Württemberg rasch an Ein-fluss gewann. Viele Aufständischen griffen die Ideen der "Neuen Lehre" auf und begründeten damit 1525 ihre Forderungen im Bauernkrieg ("12 Artikel"). Anfangs zeigte Luther noch Verständnis für ihre Klagen. Doch nach der gewaltsamen Eroberung Weins-bergs ("Weinsberger Bluttat") am 16. April 1525 wandte er sich entschieden gegen sie. In seiner Flugschrift "Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern" rief er zur Nieder-schlagung des Aufstands auf. Luther stellte zwar die katholische Kirche in-frage - die weltliche Ordnung jedoch nicht. Für ihn war die Obrigkeit von Gott legitimiert.

Jäckelin Rohrbach
Jäckelin Rohrbach war Leibeigener und schon vor 1525 für Auflehnung ge-gen verschiedene Herrschaftsträger bekannt. Sein starkes Misstrauen ge-genüber der Obrigkeit trieb ihn dazu, sich dem Aufstand anzuschließen. Er wurde Anführer des "Neckartaler Hau-fens", der sich später mit anderen Gruppen der Region zusammen-schloss. Am 16. April 1525 war Rohr-bach maßgeblich an der "Weinsberger Bluttat" beteiligt, bei der 16 Adlige ge-tötet wurden. Die Brutalität des Vorge-hens machte ihn in den eigenen Rei-hen zum Außenseiter - er wurde aus dem Haufen ausgeschlossen. Darauf-hin schloss sich Rohrbach dem "Würt-tembergischen Haufen" an. Nach des-sen Niederlage bei Böblingen geriet er in Gefangenschaft und wurde vom Schwäbischen Bund am 20./21. Mai 1525 in Neckargartach hingerichtet.

Melchior Nonnenmacher
Melchior Nonnenmacher war ein Musi-kant aus llsfeld und stand vor dem Bauernkrieg im Dienst des Grafen Lud-wig von Helfenstein, dem Amtmann von Weinsberg - beide sollen sich gut gekannt und mehrmals gemeinsam gespeist haben. Doch 1525 wechselte Nonnenmacher die Seite: Gemeinsam mit Jäckelin Rohrbach spielte er eine führende Rolle bei der "Weinsberger Bluttat". Es wird berichtet, dass er bei der Hinrichtung Helfensteins musi-ziert, den Hut des Grafen abgenom-men und die Leiche geschändet haben soll - gesicherte Belege dafür gibt es allerdings nicht. Nach der Schlacht bei Böblingen floh Nonnenmacher nach Sindelfingen. Der Truchsess Georg von Waldburg, der Schwager Helfensteins, verlangte seine sofortige Auslieferung. Nonnenmacher wurde entdeckt, über-geben und am 12. Mai 1525 hinge-richtet.

Matern Feuerbacher
Über Matern Feuerbachers frühe Jahre ist wenig bekannt. Sicher ist: Er gehör-te zu einer angesehenen Familie in Bottwar und war als Gastwirt, Stadtrat und Abgeordneter der Landschaft gut mit lokalen Herrschaftsträgern ver-netzt. Am 16. April 1525 wählten - mög-licherweise mit Druck - ihn die Auf-ständischen auf dem Berg Wunnen-stein zu ihrem Anführer. Bald darauf wurde er sogar Hauptmann des "Würt-tembergischen Haufens". Feuerbacher setzte auf einen moderaten Kurs und versuchte, den Konflikt durch friedli-che Verhandlungen mit der Obrigkeit zu lösen. Genau diese Haltung führte jedoch zu seiner Absetzung: Einen Tag vor der Schlacht bei Böblingen über-nahm der radikalere Hans Wunderer die Führung. Rückblickend war dies Feuerbachers Rettung. Vor Gericht konnte er sich auf seine vermittelnde Rolle berufen - und wurde im Gegen-satz zu vielen anderen freigesprochen.

Barbara von Weiler
Als Niederadlige auf der Burg Lich-tenberg war Barbara von Weiler direkt von der "Weinsberger Bluttat" betrof-fen: Ihr Ehemann und ihr Schwieger-vater, der Vogt von Bottwar, kamen bei der Eroberung der Stadt Weins-berg durch die Neckartaler Aufstän-dischen am 16. April 1525 um - unter den Angreifern waren vermutlich Leib-eigene der eigenen Familie. Schutzlos auf der Burg suchte sie nach einem Weg, mögliche Übergriffe zu verhin-dern. Ihre Lösung: Sie trat in ein Schutzbündnis mit den württembergi-schen Aufständischen ein. Barbara steht mit ihrem Kind als erste auf der Liste jener Adliger, die von den Auf-ständischen einen Geleitbrief erhielten und sich damit zur Treue verpflich-teten. Doch diese Entscheidung konn-te eine gefährliche Zwickmühle be-deuten: Weigerte man sich, die Auf-ständischen zu unterstützen, drohten harte Konsequenzen - unterstützte man sie jedoch, stellte man sich gegen die eigene Herrschaft.

Jörg Ratgeb
Über das Leben des Malers Jörg (oder: Jerg) Ratgeb aus Schwäbisch Gmünd ist wenig bekannt. Zu seinen Haupt-werken zählen der Barbara-Altar und der Herrenberger Altar. Später wurde Ratgeb Mitglied des Stuttgarter Rates und verhandelte zunächst mit den Aufständischen. Doch im Verlauf des Bauernkriegs wechselte er die Seite: Er wurde Kriegsrat und Bauernkanzler der aufständischen Gemeinschaft. Nach der Niederschlagung des Auf-stands floh Ratgeb, wurde jedoch in Pforzheim gefasst und vor Gericht gestellt. Seine Strafe war hart: Er wurde öffentlich gevierteilt - das Ende für einen einst angesehenen Bürger.

Leonhard Schwarz
Über Leonhard Schwarz aus Dagers-heim ist wenig bekannt - auch wann und wie er sich den Aufständischen im Gäu anschloss und ihr Hauptmann wurde, bleibt unklar. Mit Blick auf die „Herdstättenlisten", einer Steuerliste, wird allerdings deutlich: Er war kein mittelloser Dorfbewohner. Mit geschätzten 90 Gulden zu versteuern-dem Vermögen gehörte der Hausei-gentümer zur oberen dörflichen Ein-kommensschicht Dagersheims. Unter seiner Führung nahmen die Aufstän-dischen am 25. April 1525 das Kloster Hirsau ein und plünderten es teilweise. Zwei Tage später zogen sie vor die Stadt Calw und forderten deren Unter-stützung - die Stadt lehnte ab. Ein wei-teres Mal trat er im Kloster Bebenhau-sen in Erscheinung. Dort verhandelte er mit Abt Johannes von Fridingen. Sie trafen eine Vereinbarung: Sie versi-cherten, niemanden zu schädigen, nichts zu zerstören oder zu stehlen. Im Gegenzug wurden alle Aufständischen beherbergt. Danach verliert sich seine Spur im Aufstand.

Barbara Silber
Barbara Silber aus Dettingen gehört zu den wenigen Frauen im Bauernkrieg, die wir namentlich fassen können. Ihr Fall zeigt: Frauen waren nicht weniger aktiv und vor allem für die Herrschaft nicht weniger gefährlich als Männer. Silber galt als "Anstifterin". Sie äußerte nicht nur ihren Unmut, sondern rief andere offen dazu auf, sich ihrem Protest anzuschließen. Ihre Haltung scheint zudem stark von der Reforma-tion geprägt gewesen zu sein. Nach dem Ende des Aufstands wurde Bar-bara Silber aus dem Herzogtum Würt-temberg ausgewiesen. Andere "An-stifterinnen" mussten teils harte sozia-le Einschränkungen hinnehmen: Ihnen wurde der Zugang zu Markt, Badestu-be oder Kirche verboten.

Florian Geyer
Florian Geyer war ein fränkischer Reichsritter aus Giebelstadt und führte im Bauernkrieg den bekannten "Schwarzen Haufen" an. Er trat für eine umfassende Reichsreform ein, die die Privilegien von Adel und Klerus ab-schaffen sollte. Im Bauernkrieg ver-suchte Geyer in Rothenburg ob der Tauber einen Friedensschluss mit dem dortigen Markgrafen zu erreichen. Die Stadt wies ihn jedoch ab. Kurz darauf wurde Geyer vermutlich in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1525 in einem Wald bei Würzburg von Knechten sei-nes Schwagers getötet. Geyer wurde bereits im 19. Jahrhundert literarisch zum Volkshelden stilisiert und insbe-sondere im Nationalsozialismus als "adlige Führerpersönlichkeit" propa-gandistisch vereinnahmt.

Ludwig von Helfenstein
Graf Ludwig von Helfenstein stand be-reits vor dem Bauernkrieg im Dienst des Schwäbischen Bundes. Durch sei-ne Heirat mit Margarethe von Edels-heim war er mit Truchsess Georg von Waldburg verschwägert und Schwie-gersohn des verstorbenen Kaisers. Seit 1524 wurde er als Amtmann der Burg Weinsberg eingesetzt. Anfang April 1525 erreichte der Aufstand die Region. In einem Schreiben an die württem-bergische Regierung berichtete Hel-fenstein, er habe etwa 6.000 Auf-ständische aufgefordert, in ihre Dörfer zurückzukehren - andernfalls werde er ihre Ortschaften niederbrennen und ihre Familien nicht verschonen. Zu-dem unternahm er mit seinen Reitern Streifzüge gegen umherziehende Bau-ern und tötete viele von ihnen. Am Ostersonntag, 16. April 1525, eskalierte die Situation schlussendlich: Es kam zur "Weinsberger Bluttat", bei der Hel-fenstein und weitere Adlige nach der Eroberung von Stadt und Burg durch die Neckartaler Aufständischen "durch die Spieße gejagt" wurden.

Jörg Gerlach
Jörg Gerlach gehörte zur Elite Böb-lingens. Er war zeitweise Mitglied des Stadtrates und Stadtgerichts. Weshalb er sich dem Aufstand anschloss, lässt sich nur vermuten - sein Name taucht allerdings auf einer Liste über die Ver-teilung des Beutegeldes auf - und das als Hauptmann des Böblinger Fähn-leins. Dass ein Mitglied der Stadtelite die Rolle eines Hauptmanns einnahm, war nicht ungewöhnlich. Oft bekleide-ten diese Positionen Menschen mit ho-her sozialer Stellung. Ob Gerlach aktiv an der Schlacht bei Böblingen teil-nahm, ist unbekannt. Die Teilnahme im Aufstand blieb für Gerlach offenbar folgenlos. Hinweise auf Anklage oder Bestrafung gibt es nicht - im Gegen-teil: Zusammen mit dem Böblinger Vogt beglaubigte er später das Straf-dokument eines ehemaligen Mitstrei-ters.

Margarete Renner
Margarete Renner aus Böckingen - die "Schwarze Hofmännin" - schien lange Zeit die einzige "aktive" Frau im Bau-ernkrieg zu sein. Als Leibeigene geriet sie mehrmals mit der Obrigkeit anein-ander und verweigerte Schatzungen und Frondienste. 1525 schloss sich dem "Neckartaler Haufen" unter Jäckelin Rohrbach an und soll dessen Ratgeberin und enge Vertraute gewe-sen sein. Ihre Rolle wurde später stark überzeichnet: Man schrieb ihr eine be-sonders brutale Beteiligung an der "Weinsberger Bluttat" zu - eindeutig nachweisen lässt sich dies jedoch nicht. Nach dem Aufstand wurde Ren-ner in Heilbronn inhaftiert. Ihre Leib-herren sprachen sich für sie aus und erklärten vor dem Heilbronner Rat, ihr einziges Vergehen sei ein "loses Mund-werk" gewesen - mit Erfolg! Margarete Renner wurde freigelassen.

Jakob Engelfried
Ob sich der Kaplan der Böblinger Stadtkirche, Jakob Engelfried, dem Bauernhauptmann Leonhard Schwarz anschloss, bleibt unklar - ist aber nicht unwahrscheinlich. Während Leonhard Schwarz durch das Gäu nach Hirsau zieht, um das dortige Kloster ein-zunehmen, wird Hirsau auch als Wir-kungsort Engelfrieds genannt. Dort soll er den Aufständischen in weltl-icher Kleidung das Evangelium gepre-digt haben - ein symbolischer Bruch mit der alten Kirche und seinen eige-nen Dienstherren. Das Kloster Hirsau hatte kirchenrechtliche Befugnisse an der Böblinger Stadtkirche. Anders als viele andere Geistliche blieb Engel-fried nach dem Aufstand von einer Ausweisung oder schwereren Strafen verschont. Vermutlich spielten dabei persönliche Kontakte eine Rolle, die ein gutes Wort für ihn einlegten. Nach einer kurzen Haft schwor er Urfehde und wurde schließlich freigelassen.

Truchsess Georg von Waldburg
Der Truchsess Georg von Waldburg - besser bekannt als „Bauernjörg" - war im süddeutschen Raum der entschei-dende militärische Gegenspieler der Aufständischen. Seit 1519 im Dienst des Schwäbischen Bundes, wurde er Anfang Februar 1525 mit der Nie-derschlagung des Bauernkriegs beauf-tragt. Zu Beginn setzte von Waldburg noch auf Gespräche mit Aufständi-schen - sichtbar etwa im Weingartener Vertrag vom 17. April 1525. Zugleich zeigte die „Weinsberger Bluttat" wie schnell die Lage eskalieren konnte. In den Wochen danach verließ er sich zu-nehmend auf militärische Mittel, um die übrigen Bauernhaufen niederzu-schlagen. Seine Rolle im Bauernkrieg ist umstritten: Während er einerseits als militärisch geschickter Verteidiger des Landfriedens auftrat, wurde sein Vorgehen gegen Aufständische und Zivilbevölkerung bereits von Zeitge-nossen, aber auch aus heutiger Sicht oft als äußerst hart bewertet.

Dietrich Späth
Dietrich Späth war Obervogt von Urach und gehörte zu den wohl-habendsten Niederadligen Süd-deutschlands. Der enge Vertraute Her-zog Ulrichs wurde später zu seinem re-gelrechten "Erzfeind", als er dessen Ehefrau Sabina bei ihrer Flucht aus Württemberg 1515 unterstützte. Im Vorfeld und während des Aufstands äußerten Anhänger des vertriebenen Herzogs ihren Unmut über Späth öf-fentlich - etwa in Form von Beleidi-gungen oder Morddrohungen. Ab 1524 kämpfte er im Heer des Schwäbischen Bundes gegen die Aufständischen. Während dieser Zeit übernahmen Hans Wern als Untervogt und Späths Bruder Reinhart, der zuvor in ver-schiedenen Städten als Amtmann tä-tig gewesen war, gemeinsam die Ver-waltung des Uracher Amtes. Nach der Rückkehr Herzog Ulrichs 1534 verließ Späth das Herzogtum.

Götz von Berlichingen
Götz von Berlichingen entstammte ei-ner fränkischen Ritterfamilie und war als Fehdeunternehmer weit bekannt - und ebenso gefürchtet. Sein hohes An-sehen brachte ihm Aufträge, aber auch zahlreiche Feinde ein. Als der Bauern-krieg im März 1525 Franken erreichte und die Güter seines Bruders bedroht waren, trat Götz früh in Verhandlun-gen mit den Aufständischen. Diese wiederum hofften, ihn als militärisch erfahrenen Hauptmann zu gewinnen - und tatsächlich wurde ihm die Füh-rung übertragen. Ob freiwillig oder un-ter Druck, ist jedoch bis heute nicht eindeutig geklärt. Er beteiligte sich an mehreren Belagerungen, versuchte je-doch, mäßigend auf die Aufständi-schen einzuwirken und Entscheidun-gen hinauszuzögern, weshalb er zeit-weise auch abgesetzt wurde. Schließ-lich floh er aus dem "Schwarzen Hau-fen" und ergab sich dem Schwäbi-schen Bund - ein Schritt, der ihm ver-mutlich das Leben rettete. Zunächst vom Reichskammergericht freigespro-chen, gelang Mitgliedern des Schwäbi-schen Bundes 1528 seine Verhaftung: Bei seiner Freilassung zwei Jahre spä-ter musste er schwören, seine Burg Hornberg nicht mehr zu verlassen.

Johann Mantel
Dr. Johann Mantel war Prediger an der Stuttgarter Leonhardskirche. Von Mar-tin Luther beeinflusst, predigte er - ge-schützt vom Rat der Stadt - ab 1520 re-formatorisch. 1523 wurde Mantel je-doch verhaftet. Als Anlass wird eine Predigt über das israelische Jubeljahr genannt, die die Aufhebung von Schulden, Abgaben und Gefangen-schaft versprach und vom "Gemeinen Mann" als Aufruf zur Veränderung ver-standen werden konnte. Von den Auf-ständischen aus seiner Haft auf der Hohennagold befreit, forderten sie ihn auf, in ihrem Haufen das Evangelium zu predigen. In seinem erhaltenen Ant-wortschreiben an den württembergi-schen Anführer Matern Feuerbacher lehnte Mantel diese Bitte mit Verweis auf seinen Gesundheitszustand ab. Weitere Beweggründe bleiben im Dunkeln. Denkbar ist, dass er den Auf-stand als Mittel für Veränderung ins-gesamt und die Berufung auf das Evangelium als falschen Weg ansah und sich distanzierte.

Schwester des Bauernhauptmanns
Ein Schreiben an die Regierung in Stuttgart berichtet von der Flucht ei-ner Schwester aus der Franziskane-rinnensammlung in Brackenheim während des Bauernkriegs, begünstigt durch die Wirren des Aufstands. Der Name der Frau, die die leibliche Schwester des Bauernhauptmanns En-dris Hofmann gewesen sein soll, ist nicht überliefert. Der genaue Flucht-ablauf ist nicht bekannt. Als möglicher Beweggrund gilt eine Hinwendung zur Reformation. Offenbar spielte ihre Stiefmutter bei der Flucht eine zent-rale Rolle: Sie ließ sich von einem Ul-mer Geistlichen als Fluchthelfer unter-stützen - vermutlich handelte es sich um den Reformator Konrad Sam. Auch die Bemühungen der Familie, die Frau aus der Sammlung zu befreien, deuten auf ein reformatorisch geprägtes Um-feld hin. Möglicherweise war auch der Widerstand Endris Hofmanns, der un-ter anderem an der „Weinsberger Blut-tat" beteiligt gewesen sein soll, von einer reformatorischen Gesinnung be-einflusst.

Jakob Murer
Jakob Murer entstammte einer Kon-stanzer Malerfamilie, trat als Mönch in die Weißenau ein und wurde 1523 zum Abt gewählt. Als Grund- und Leibherr war er unmittelbar von den Ereignis-sen des Bauernkriegs betroffen: Seine eigenen Untertanen erhoben sich ge-gen ihn und das Kloster Weißenau wurde geplündert. Nach dem Bauern-krieg ließ Murer die „Weißenauer Chronik", eine der eindrücklichsten zeitgenössischen Bild- und Textquel-len zum Aufstand, anfertigen. Der Abt schildert darin die Ereignisse im Raum Ravensburg aus Sicht der Obrigkeit. Obwohl er in seinen Darstellungen ge-legentlich Verständnis für die Lage der Untertanen erkennen lässt und seine Vermittlungsversuche hervorhebt, lehnt er ihr Vorgehen deutlich ab. Die Plünderung durch den „Seehaufen" konnte Murer nicht verhindern - von Brand und völliger Zerstörung blieb die Weißenau jedoch verschont. Den-noch war seine Autorität als Abt zu-nächst geschwächt. Nach seiner Rück-kehr verweigerten ihm seine Unter-tanen den Treueeid - dieser wurde erst mit Unterstützung von Truppen des Schwäbischen Bundes durchgesetzt.

Erzherzog Ferdinand von Österreich
Ferdinand I. war seit 1521 Erzherzog von Österreich, ab 1531 römisch-deut-scher König und 1556 Nachfolger sei-nes Bruders Kaiser Karl V. Seit 1522 herrschte er auch über das Herzogtum Württemberg. Der Schwäbische Bund hatte die Landesherrschaft nach der Vertreibung des württembergischen Herzogs Ulrich an die Österreicher ver-kauft. Im Herzogtum spielte Ferdi-nand, der sich meist in seiner Inns-brucker Residenz aufhielt, während des Aufstandes zwar keine aktive, aber dennoch eine zentrale Rolle: Von sei-nen Anweisungen hing die Handlungs-fähigkeit „seiner" Regierung im Her-zogtum ab. Unterstützung erhielt die Regierung nur wenig, auch weil Ferdi-nand mit mehreren Aufständen in sei-nen Herrschaften konfrontiert war. An-weisungen, die verzögert eintrafen, zwangen die Herrschaft in Württem-berg regelrecht zum Stillstand. Die Re-gierung war auf einen Aufstand dieses Ausmaßes kaum vorbereitet und floh vor den Aufständischen aus Stuttgart nach Tübingen: Die Vögte aus den ein-zelnen Ämtern erreichten sie durch den „Ortswechsel" nur eingeschränkt - eine mangelnde Krisenkommunika-tion kommt zum Vorschein.

Lienhard Breitschwert
Lienhard Breitschwert hatte vermut-lich das undankbarste Vogtamt im ge-samten Herzogtum inne: Nach der Nie-derlage des Aufstands in der Schlacht bei Böblingen wurde er nicht nur des Verrats an den Böblingern bezichtigt, sondern auch für das Scheitern des gesamten Aufstands verantwortlich gemacht. Vor der Schlacht ritt Breit-schwert zum Truchsessen und sicherte ihm zu, sich nicht gegen ihn zu stellen. Je nach Sichtweise konnte diese Handlung als Verrat gedeutet werden - für andere bot sie bewusst Handlungs-spielraum. Quellen lassen nicht ein-deutig erkennen, welche Absicht er verfolgte. Während der Feldschreiber des Truchsessen festhielt, dass die Stadt sich geweigert habe, die Tore zu öffnen, verschwieg Breitschwert die-ses Detail in seiner eigenen Stellung-nahme - offenbar aus Sorge vor mög-lichen Konsequenzen. Sein Beispiel zeigt die prekäre Lage vieler Amts-träger im Bauernkrieg. Als Vermittler zwischen Herrschaft und Untertanen gerieten sie zwischen die Fronten und wurden von beiden Seiten kritisiert. Breitschwert war starken Anfeindun-gen ausgesetzt, weshalb er erst 10 Jahre nach der „Entscheidungs-schlacht" in sein Amt zurückkehrte.

Herzog Ulrich von Württemberg
Herzog Ulrichs erste Regierungszeit von 1498 bis 1519 war von Krisen und Skandalen geprägt: Gewaltvorwürfe, unglückliche politische Bündnisse, der Aufstand des „Armen Konrad" und schließlich der Angriff auf die Reichs-stadt Reutlingen. Letzteres führte 1519 zu seiner Vertreibung aus dem Her-zogtum. Während der habsburgischen Regentschaft versuchte Ulrich mehr-fach, seine Herrschaft zurückzugewin-nen - und sah auch im Bauernkrieg eine Gelegenheit dazu. Als „Bauer Utz" trat er in die Gemeinschaft der He-gauer Aufständischen ein und ver-suchte erfolglos mit deren Hilfe Stutt-gart zu belagern - das Zweckbündnis zerbrach. Auch in Württemberg konn-te er auf Unterstützung hoffen: Einige Untertanen sahen in der habsburgi-schen Regierung eine „Fremdherr-schaft“, die nur mit der Rückkehr des rechtmäßigen Herrschers beendet werden konnte. Im Exil wandte sich Ulrich der Reformation zu und gewann mit Philipp von Hessen einen mäch-tigen Verbündeten: Nicht aber im Bau-ernkrieg, sondern erst 1534 gelang ihm mit dessen Hilfe die Rückeroberung Württembergs.

Jakob Fürderer
Jakob Fürderer war von 1520 bis 1526 Vogt in Kirchheim und gehörte zu je-nem kleinen Kreis einflussreicher Fa-milien, die in Württemberg die Ver-waltung bildeten. Sie stellten über Ge-nerationen hinweg die zentralen Amtsträger des Herzogtums. Mit dem Amt Kirchheim hatte ihm die öster-reichische Statthalterregierung jedoch keinen Gefallen getan: Angesichts der großen Anzahl erhaltener Strafdoku-mente scheint es eine Hochburg von Anhängern des vertriebenen Herzogs Ulrich gewesen zu sein. Am 21. April 1525 floh er schließlich nach Esslingen - seine Unbeliebtheit dürfte diesen Schritt begünstigt haben. Auf dem Ho-henneuffen fand Fürderer beim dortigen Burgvogt Zuflucht. Konse-quenzen wegen seines Treuebruchs musste er offenbar nicht fürchten: Seine Verbindungen bis in den Regie-rungsrat verschafften ihm größere Handlungsspielräume als vielen ande-ren Amtsträgern seiner Zeit. In das Amt Kirchheim kehrte er jedoch nicht zurück. 1526 trat er stattdessen die Nachfolge seines Vaters Burkhardt Fürderer als Vogt in Stuttgart an.

Hans & Anna Guldenstern
Ob der ins Ausland geflohene Hans Guldenstern von Ostelsheim eine Tochter namens Anna hatte, wissen wir nicht. Sie steht exemplarisch für die vielen Kinder, die vom Aufstand betroffen waren. Sicher ist nur: Gul-denstern verließ nach dem Bauern-krieg seine Heimat und ließ seine Ehe-frau mit mehreren unmündigen Kin-dern zurück. Aus seiner Urfehde erfah-ren wir sein Vergehen: Ein Totschlag mitten auf dem Calwer Marktplatz. Sie erlaubt aber auch einen indirekten Blick auf die Lebenssituation seiner Familie. Die Guldensterns waren finan-ziell stark belastet: Das zunächst fest-gesetzte Strafgeld von 20 Gulden konnten sie nicht aufbringen. Unter Hinweis auf die „große Armut und die kleinen unerzogenen [unmündigen] Kindlen" wurde die Summe schließlich halbiert und durfte in zwei Raten be-glichen werden. Durch seine Flucht und den zeitlichen Abstand zum Ge-schehen hoffte Guldenstern auf ein milderes Urteil - mit Erfolg. Den Preis seiner Abwesenheit hatte jedoch letzt-lich seine Familie zu bezahlen.
© Deutsches Bauernkriegsmuseum Böblingen (Zehntscheuer) Pfarrgasse 2 71032 Böblingen































